„Recyclingeuropameister“ dank geschönter Statistik

Deutschland rühmt sich schon seit vielen Jahren damit, in Europa eine Vorreiterrolle bei Mülltrennung und Recycling einzunehmen. Mit Verweis auf eine Recyclingquote von zuletzt 67 Prozent bezeichnet sich Deutschland sogar als „Recyclingeuropameister“. Dass dahinter aber kaum mehr als hohle Phrasen und eine geschönte Statistik stecken, hat meine mündliche Frage an die Bundesregierung verdeutlicht.

Momentan wird die Recyclingquote „input-orientiert“ ermittelt. Demnach gilt alles, was in einer Müllsortieranlage auf das Band gekippt wird, als „recycelt“, egal, was tatsächlich mit dem Müll passiert. Das heißt: Auch Müll, der letztlich verbrannt wird, findet sich in der Recyclingquote wieder. Die Europäische Union will das ändern. Sie hat nun ein Gesetz verabschiedet, wonach die Recyclingquote künftig „output-orientiert“ ermittelt werden soll. Demnach fließt nur noch derjenige Müll in die Recyclingquote ein, der auch wirklich recycelt und nicht verbrannt wird. Nach dieser neuen Berechnungsmethode muss Deutschland eine Recyclingquote von 55% bis 2025, 60% bis 2030 und 65% bis 2050 erreichen.

Das Bundesumweltministerium gibt in der Antwort auf meine mündliche Frage zu, dass es für Deutschland „eine große Herausforderung darstellen“ wird, diese Ziele zu erreichen. Statt sich also noch konsequenter mit Müllvermeidungsstrategien und besseren Methoden zur Mülltrennung zu befassen, hat sich die Bundesregierung in den letzten Jahren auf dem vermeintlichen Titel des „Recyclingeuropameisters“ ausgeruht. Das belegt auch die Entwicklung der geschönten Recyclingquote, die in den letzten Jahren nur schwach von 62% auf 67% gestiegen ist.

Will Deutschland also die von der Europäischen Union gesetzten Ziele umsetzen, geschweige denn eine Vorreiterrolle beim Recycling einnehmen, ist die Bundesregierung jetzt gefordert. Das Ziel muss es sein, Müll zuallererst zu vermeiden. Und wenn Müll unausweichlich ist, müssen wir ihn noch konsequenter trennen, um die Voraussetzung für richtiges Recyceln zu schaffen.

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