Mein Antrag an die Bezirksversammlung der Grünen Oberpfalz zur Klimaanpassung in Deutschland und der Oberpfalz
Mein Antrag an die Delegierten der Bezirksversammlung am 20. September. Der Antrag wurde einstimmig angenommen, Vielen Dank für die Unterstützung!
Klimaanpassung in Deutschland und der Oberpfalz – Zeit zu handeln!
Die Klimaerwärmung stellt eine der drängendsten Bedrohungen unserer und der folgenden Generationen dar. Auch ohne drastische Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen erleben wir eine Veränderung des Klimas, deren Folgen heute schon konkret und spürbar sind. Unsere Aufgabe ist es jetzt, erhebliche Fortschritte zu erzielen, um den weiteren Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und die Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Andernfalls könnte das Problem unkontrollierbar werden und irreversible Veränderungen im Klimasystem könnten eintreten. Wenn beispielsweise das Grönlandeis abschmilzt oder der Amazonas-Regenwald austrocknet, könnte sich das wie ein Dominoeffekt verheerend auf das Erdklima auswirken. Der Klimawandel betrifft aber nicht nur das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens, sondern auch die Menschen in Deutschland und der Oberpfalz. Die Schäden durch Extremwetterereignisse und ihre zunehmende Häufigkeit sind bereits hierzulande deutlich messbar. Hitzetage, weniger Schnee im Winter, veränderte Niederschlagsmuster und häufigere sowie intensivere Starkniederschläge erleben wir von Jahr zu Jahr.
Seit den 1960er Jahren hat die Zahl der Hitzetage stetig zugenommen. Allein im Jahr 2022 verzeichnete Deutschland je nach Region durchschnittlich 17,3 Hitzetage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad. Solche Hitzetage können zu Dürren führen, die das Risiko für Waldbrände und Ernteausfälle erhöhen. Die Auswirkungen extremer Hitze betreffen aber nicht nur die Natur, sondern auch Menschen und Tiere. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen, da hohe Temperaturen, insbesondere in der Mittagshitze, für sie lebensgefährlich sein können. In der Oberpfalz mussten wir in den Jahren 2018 bis 2022 7,1 Dürremonate verkraften. Zudem gab es im Durchschnitt 15,3 Hitzetage pro Jahr, gemessen auf die Jahre 2013 -2022. Tendenz steigend!
Neben Hitzeereignissen haben auch Starkregenfälle in den letzten Jahrzehnten in Deutschland zugenommen, was die Gefahr von Überschwemmungen erhöht hat. Es gibt mittlerweile genügend aktuelle Beispiele, die zeigen, wie zerstörerisch Extremwetterereignisse sein können: das Ahrtal, Nürnberg, Kastl in der Oberpfalz und viele mehr. Ein entscheidender Faktor, der zu diesem Risiko beiträgt, ist die Versiegelung von Flächen. Bayern weist beispielsweise einen Versiegelungsgrad von 44,6 % in Siedlungsgebieten auf, was bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Oberfläche durch Gebäude, Straßen oder andere Infrastruktur versiegelt ist. Solche Flächen können kein oder nur wenig Wasser aufnehmen, was das Risiko von Überschwemmungen erheblich erhöht. Zusätzlich hat ein hoher Versiegelungsgrad an heißen Tagen noch eine weitere Folge: Er führt zu einer erhöhten Wärmespeicherung in urbanen Gebieten, was die Auswirkungen von Hitzeereignissen weiter verschärft. Ein Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hat ergeben, dass der Großteil der 190 deutschen Städte mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die Bevölkerung nicht ausreichend vor extrem hohen Temperaturen schützt. Auffällig ist, dass von den 31 Städten mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil versiegelte Fläche von über 50 % allein 10 in Bayern liegen – und damit überproportional im Vergleich zu den anderen Bundesländern vertreten sind. Regensburg gehört mit einer Versiegelung von 53,98 % sogar zu den drei am stärksten versiegelten Städten Deutschlands.
Auch Wasserknappheit wird zu einem wachsenden und ernstzunehmenden Problem. Ein sinkender Grundwasserspiegel beeinträchtigt die Trinkwasseraufbereitung und hat weitreichende Folgen für die Vegetation. Wenn die Wurzeln von Bäumen und Pflanzen das Grundwasser nicht mehr erreichen, kann das zu Ernteausfällen und Waldsterben führen. Gleichzeitig ist sehr trockener Boden weniger aufnahmefähig, was wiederum das Risiko von Überschwemmungen bei Starkregen erhöht. Laut einer Untersuchung von Correctiv wird das Wasser in Deutschland bereits knapper. Mindestens 40 Landkreise in Deutschland haben 2023 den Wassernotstand ausgerufen oder mussten Wasser rationieren. In den vergangenen Jahren gab es regelmäßige Beispiele in Orten, in denen die Wasserentnahme aus dem Trinkwassernetz reduziert werden musste, so zum Beispiel im oberpfälzischen Berg bei Neumarkt.
Auch der Grundwasserspiegel sinkt nahezu überall, mit einem jährlichen Rückgang je nach Region zwischen 0,11 und 0,79 Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr 1990. Trotz dieser Gefahr haben einige Landkreise und kreisfreie Städte in Deutschland immer noch keine angemessenen Schutzkonzepte entwickelt, um sich gegen die Risiken von Extremwetterereignissen zu wappnen. Von den 329 Landkreisen und kreisfreien Städten haben laut der Correctiv-Recherche nur ein Viertel ein Schutzkonzept.
Die Folgen dieser Entwicklungen sind spürbar, messbar und sichtbar. In der Landwirtschaft sind Ernteausfälle, Veränderungen bei Aussaat und Erntezeitpunkten sowie die Einwanderung neuer Schädlinge nur einige der Probleme, die dadurch entstanden sind und weiter entstehen.
Die Schäden extremer Wetterereignisse in Deutschland belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro. Laut dem Szenario des mittleren Klimawandels der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) könnten sich diese Folgekosten durch Gebäudeschäden und Infrastrukturprobleme bis zum Jahr 2050 auf etwa 250 Milliarden Euro erhöhen.
Die Frage stellt sich, wie können wir uns jetzt und in Zukunft auf diese Veränderungen vorbereiten.
Auf die Nachfrage von Correctiv, ob sie befürchten, dass Dürre, Wassermangel oder Starkregen bis 2050 in ihrer Region zunehmen wird, haben viele Kommunen noch nicht einmal geantwortet. Das lässt Raum für Spekulationen, inwieweit sie keine Schutzmaßnahmen ergriffen haben, oder die Notwendigkeit für aktives Handeln nicht erkennen.
Am häufigsten wurde von den Kommunen Aufforstungen, Flächenentsiegelung, Begrünung durch zum Beispiel dürreresistente Baum- und Pflanzenarten oder geregelte Wasserentnahmen als Schutzmaßnahmen gegen Extremwetter genannt, welche vor Ort bereits in Planung oder in der Umsetzung sind.
Angesichts der zunehmenden Probleme aufgrund des Klimawandels und des sich verschärfenden Wassermangels setzt sich der Bezirksverband Oberpfalz von Bündnis 90/ Die Grünen für folgende politische Weichenstellungen ein:
Für ein effektives Klimaanpassungskonzept in Kommunen setzen wir uns auf allen Ebenen dafür ein, gezielte Maßnahmen voranzutreiben. Dazu gehört die Reduzierung der Flächenversiegelung durch Vermeidung neuer Versiegelungen und die Renaturierung nicht mehr benötigter Flächen, um die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens zu verbessern. In dicht bebauten Gebieten sind Baumpflanzungen, die Begrünung von Dächern und Fassaden sowie der Erhalt und die Schaffung von Gewässern entscheidend, um Hitzeinseln zu minimieren und das Mikroklima zu verbessern.
Angesichts der zunehmenden Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Starkregen und Dürreperioden hat die Bundesregierung Ende 2023 das Klimaanpassungsgesetz verabschiedet, um sowohl Treibhausgasemissionen zu senken als auch Anpassungsmaßnahmen an unvermeidbare klimatische Veränderungen zu fördern. Das Gesetz zielt darauf ab, Risiken für Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt zu minimieren und die Handlungsfähigkeit Deutschlands zu stärken. Konkret unterstützt die Bundesregierung Kommunen durch Programme wie das Bundesaktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz (ANK)“ und die Plattform „Zentrum Klimaanpassung (ZKA)“, die unter anderem die Entwicklung von Hitzeaktionsplänen, nachhaltigem Wassermanagement und individuellen Klimaanpassungsplänen fördert.
Die Schwerpunkte müssen je nach Region und Ort unterschiedlich gesetzt werden, denn es gibt kein universelles Patentrezept für die Klimaanpassung. Um diese Ziele zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen erforderlich. Wir setzen uns dafür ein, den Dialog zwischen allen politischen Akteur*innen zu intensivieren, um Kommunen bestmöglich bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Klimaanpassungskonzepte zu unterstützen.