Welche Perspektiven haben bayerische Tourismus-Hotspots in Corona-Zeiten?

Welche Perspektiven haben bayerische Tourismus-Hotspots in Corona-Zeiten?

Seit Mitte Mai ist Tourismus in Bayern schrittweise und unter strengen Hygiene-Auflagen wieder möglich. Trotzdem hat der touristische Stillstand durch den Corona-Lockdown in den letzten Wochen den bayerischen Tourismus-Hochburgen wie Füssen oder Passau massive finanzielle Einbußen beschert. Die Orte wollen jetzt aber nicht den Kopf in den Sand stecken. Ganz im Gegenteil wollen sie die Corona-Zeit gezielt dafür nutzen, sich auf ohnehin anstehende Entwicklungen vorzubereiten und ihr touristisches Angebot breiter aufzustellen bzw. sich noch stärker auf die touristischen Kernkompetenzen konzentrieren.
Über diese hoffnungsvollen Perspektiven habe ich mit den Vertreter*innen von bayerischen Tourismus-Hotspots in meinem Webinar „Zurück in den Urlaub? – Perspektiven für bayerischen Tourismus-Hotspots“ am 2. Juni diskutiert.

Stefanie Auer, Grüne Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Passau, sieht für Passau die Notwendigkeit, sich touristisch breiter aufzustellen. Die Flusskreuzfahrt, die den Tourismus in Passau prägt, wird absehbar nicht wieder anlaufen. Deswegen will die Stadt neue Wege gehen, indem sie beispielsweise den öffentlichen Raum für touristische Angebote nutzt und Outdoor-Kinos errichtet oder Außenschankflächen vergrößert. Außerdem will Passau den Fokus stärker auf Inlandstourist*innen und Reisende aus der EU richten. Einen ähnlichen Weg will auch der niederbayerische Kurort Bad Füssing gehen, der gemeinsam mit Bad Griesbach und Bad Birnbach das Bäderdreieck bildet. Der Ort lebt hauptsächlich von seinen Einnahmen aus dem Kurgewerbe und ist jetzt „quasi pleite“, wie die Grüne Brigitte Steidele, 3. Bürgermeisterin in Bad Füssing, bilanzierte. Der Kurort will sich mit einem neuen Fokus auf Natur-, Wander- und Radtourismus touristisch breiter aufstellen und mit jungen Familien auch eine neue Zielgruppe erschließen.

Einen anderen Weg wollen Füssen und Starnberg gehen. Beide Orte wollen sich auf ihre Kernkompetenzen und Stärken fokussieren und diese weiter fördern. Für die Region Starnberg bedeutet das vor allem Golfsport und Wassertourismus, wie Klaus Götzl, stellv. Geschäftsführer gwt Starnberg GmbH, ausführt. Sein Credo trotz Corona: „Man darf nicht beliebig werden.“ Auch Stefan Fredlmeier, Tourismusdirektor in Füssen und Leiter des Kommunalunternehmens Füssen Tourismus und Marketing, will Füssens touristisches Profil, das vor allem von den Königsschlössern rund um das Schloss Neuschwanstein geprägt ist, wegen der Corona-Pandemie nicht ändern.

Einig waren sich die Vertreter*innen der Tourismus-Hotspots darin, dass der Corona-Lockdown auch ein Katalysator sein kann. Die aktuell touristisch eher ruhigere Zeit wollen die Orte nutzen, um ohnehin anstehende Entwicklungen anzutreiben. Der Umbau in Richtung ökologischer Tourismus und der Radinfrastruktur steht in den Tourismus-Hotspots hoch im Kurs.

Dass die Deutschen durch Corona den Deutschland-Tourismus neu für sich entdecken, halten die Diskutant*innen aber nur für ein kurzfristiges Phänomen. Sobald es die Möglichkeit erlauben wird, werden die Deutschen auch wieder vermehrt ins Ausland reisen. Damit die touristischen Hochburgen aber weiterhin von ihrer Haupteinnahmequelle Tourismus leben können, wünschen sie sich mehr Tourismus- und Kulturförderung durch die Politik.

5.06.2020

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